Joachim (Jochen) Glörfeld mag – so ist es bei uns Allgemeinwissen – keine großen Worte bezüglich seiner Person und auch nicht zu Anlässen, wie z.B. zu seiner Verabschiedung aus der operativen Geschäftsleitung von Wellenbrecher. Aber jemand wie Jochen (oben im Bild rechts neben Dr. Eckhart Knab), der viele Jahre als Pionier der Individualpädagogik Wellenbrecher mit großem Mut und Engagement zu einem wichtigen Träger der freien Jugendhilfe gemacht hat, kann nicht damit rechnen, dass sein professioneller Abschied sang- und klanglos im Stillen und in aller Unauffälligkeit geschieht. Mit ihm geht ein unermüdlicher Antreiber von Bord, ohne den sein Lebenswerk Wellenbrecher sich niemals zu dem entwickelt hätte, was es heute ist: eine Institution der Jugendhilfe, die sich fachlich und organisatorisch das Motto „Neue Wege gehen“ auf die Fahnen geschrieben und dies auch erfolgreich umgesetzt hat.

Am 30.7.2020 wurde ihm deswegen von langjährigen Mitstreitern des Europäischen Forums für Soziale Bildung (EFFSE) und der Geschäftsführung von Wellenbrecher ein ihm gewidmetes und bis dato als Geheimprojekt entwickeltes Buch überreicht, das den Titel „Alternativen – innovatorische Projekte in der Erziehungshilfe“ trägt. Es entspricht damit ganz seiner Vorstellung, mehr inhaltlich fundiert als durch persönliche Lobhudelei gekennzeichnet zu sein. 

Thematisch werden in der Veröffentlichung verschiedene Grundsätze und Arbeitsfelder der Individualpädagogik beschrieben, eingeordnet und bewertet, alle mit dem Anspruch, passgenaue, bedarfsorientierte und flexible Hilfeformen für junge Menschen und deren Familien bereitzustellen. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, dass es immer noch keine „Rezepte“ mit Erfolgsgarantien gibt, dass es sich aber lohnt, fortwährend darum zu ringen. Individualpädagogik ist damit nicht eine fest umrissene Lehre, sondern ein Prozess, der sich immer wieder neu erfinden muss.

Unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Krise fand sich dennoch eine Gelegenheit zur Überreichung des Buches durch Norbert Scheiwe, Dr. Eckhart Knab und Michael Karkuth, neben Michael Siebert die Herausgeber des Buches, einen festlichen Rahmen zu geben. Als Anlass diente ein Treffen von EFFSE. Das Europäische Forum für Soziale Bildung wollte sich bei dieser Zusammenkunft nach mehrjähriger erfolgreicher Arbeit als Initiativgruppe mit der Gründung eines eingetragenen Vereins eine neue institutionelle Form geben.

Buch-Übergabe an Jochen Glörfeld

Die Überreicher: (v.l.n.r.) N. Scheiwe, P. Salström Leyh, Dr. E. Knab, M. Karkuth

Im Vorwort des Buches steht: „Die Idee, Jochen Glörfeld eine Publikation anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand zu widmen, kam den Herausgebern zu Beginn einer Indienreise. Die Idee entwickelte sich langsam aus kleinen, bescheidenen Anfängen, erreichte teils gewagte, ungeahnte Höhenflüge, um schließlich am Ende der Reise regelrechte Züge von solider Begeisterung anzunehmen. In dieser emotionalen Hochlage sind die Herausgeber bis heute.“

Der Überlieferung zufolge konnte sich sogar Jochen Glörfeld, der sich so etwas nicht gerne anmerken lässt, dieser emotionalen Lage und einer gewissen Rührung nicht entziehen…

Danke Jochen!