Sozialpädagogische Lebensgemeinschaft
Erfahrungsbericht
Mein Mann und ich haben zwei ältere Töchter und einen Sohn. Ich wollte nach meinem sozialpädagogischen Studium damals gerne von Zuhause arbeiten und meine Kinder nicht fremd betreuen lassen. Also habe ich geschaut, welcher pädagogische Job sich am besten damit vereinbaren lässt. Vor 13 Jahren haben wir Lena* bei uns aufgenommen, vor zwei Jahren Damian*.
Mein Arbeitsalltag ist eigentlich ein ganz normaler Familienalltag. Dadurch, dass wir bis auf 1,5 Jahre Überschneidung immer nur ein Kind hatten – das war ganz bewusst – , haben wir unser Leben ganz normal weitergelebt. Bisher mussten wir auf nicht viel verzichten.
„Wir helfen den Kindern damit, einfach eine normale Familie zu sein.“
Das muss aber auch so sein, denn das ist es ja schließlich, was wir den Kindern bieten können: Normalität, die Strukturen und das Normale einer Familie. Was sie vorher erlebt haben, wie sie hier ankommen, das ist was anderes. Ein Kind, das fremd ist, in ein Familiensystem zu integrieren, und dass dieses Kind ein Stück Heimat findet – in Mutter, Vater und auch Geschwistern, das ist unsere Aufgabe.
Deshalb haben wir uns auch dieses Mal sehr viel Zeit genommen, ein Kind zu finden, das in dieser Konstellation in unsere Familie passt. Dabei hat Wellenbrecher uns sehr geholfen: Was passt zu uns, welche Entwicklungsstörungen liegen schon vor und womit überfordere ich auch meine Kinder nicht? Es hat sehr geholfen, die Berichte mit meinem Mann durchzulesen – und am Ende haben wir dann eine gemeinsame Entscheidung getroffen, auch mit unserem 11-jährigen Sohn. Schließlich ist er jetzt der „große Bruder“ für Damian*.
„Ich habe auch ein ziemlich gutes Honorar für einen Job im sozialen Bereich, das darf man nicht vergessen.“
Zu Wellenbrecher bin ich erst vor knapp zwei Jahren gekommen, vorher war ich 11 Jahre lang bei einem anderen Träger. Da war ich am Ende aber nicht mehr zufrieden. Bei Wellenbrecher kriege ich zehn Supervisionsstunden im Jahr, und in der monatlichen Teamsitzung kommen alle Projektstellen aus der Region zusammen. So ein kollegialer Austausch, das hilft mir schon sehr. Außerdem ist die Bezahlung weitaus besser, und die tägliche Arbeit wird fachlich unterstützt. Ich muss nicht alles allein entscheiden, wenn ich Beratung brauche, schauen wir gemeinsam: Was ist für das Kind am besten?
„Bei ihrem Abschluss hat sie gesagt, dass wir jetzt ihre Familie sind. Das war ein besonderer Moment.“
Die Kinder leben bei uns, aber allen ist natürlich klar, dass sie ursprünglich aus einer anderen Familie kommen. Der Kontakt zu ihren Eltern ist auch da, und es herrscht dort auch keine Konkurrenz. Aber uns und den Kindern gibt es ganz viel, dass sie sich trotzdem als Teil unserer Familie fühlen können. Damian* war es beispielsweise wichtig, in mir eine zweite „Mama“ zu haben – und Lena* hat uns als ihre Familie bezeichnet. Sie kommt auch zu unseren Familienfesten, wir haben noch viel Kontakt, aber mittlerweile eben nur noch privat. Das war uns wichtig, dass wir von der professionellen auf die private Ebene wechseln.
„Ohne die Unterstützung meiner Familie ginge das nicht – aber so kann ich meinen Hobbys normal nachgehen und sie mit den Kindern teilen.“
Musik ist bei uns in der Familie immer ein großes Thema, mit Damian* singe ich z.B. viel, oder er geht unten in unsere Musikscheune und spielt ein Instrument. Und über meinen Mann ist er in den Fußballverein im Ort gekommen. Lena* wollte erst schwimmen, dann Klavierunterricht haben und später tanzen. Das hat sie dann auch alles gemacht. Entscheidend ist für mich: Wie kommt das Kind an, wo sind seine Interessen, was bringt es weiter? Wir leben hier nur etwas vor und bieten an, aber den Weg suchen sich die Kinder dann alleine – so normal wie möglich eben.
*Zum Schutz der Privatsphäre der Kinder wurden die Namen geändert.