Wir berichten von einer Veranstaltung, die zwar schon ein bisschen länger zurückliegt, deren Thema aber für die Jugendhilfe so interessant ist, dass wir diesen Beitrag nicht einfach übergehen wollen. Es geht um die Frage der Partizipation gerade auch von Kindern an der Realisierung von Jugendhilfemaßnahmen – hier die stationäre Unterbringung in Sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften am Beispiel der Erarbeitung von Entwicklungsberichten. 

Ziel dieser Veranstaltung war es, uns neben den reinen Freizeitaktivitäten mit einer Form der Berichtsbeteiligung dieser Altersgruppe auseinandersetzen: 

• Welche Möglichkeiten haben unsere Kinder, ihren Teil zum Entwicklungsbericht beizutragen?

• Warum wird so ein Bericht überhaupt geschrieben?

• Wer bekommt den Bericht?

• Was steht in einem Entwicklungsbericht?

• Welche Themenbereiche möchten die Kinder berichten und welche Bereiche überlassen sie den Erwachsenen?

Zu der Veranstaltung waren alle Kinder im Alter von 6–12 Jahren des Regionalbüros Münsterland-Ost, Außenstelle Bad Essen, eingeladen. Es nahmen 8 Kinder aus 6 Sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften teil. Bei den Freizeitaktivitäten erhielten wir die Unterstützung durch die 14-jährige Juana, die während der inhaltlichen Arbeit Outdoorspiele vorbereitete und mit den Erstklässlern später den Nachtisch vorbereitete.

Es war auffällig, wieviel selbst die Kleinsten schon über Jugendhilfestrukturen erzählen können und welche Interpretationen sich anbieten, wenn man sie fragt. So wussten fast alle Kinder, wer in ihrem System wichtige Bezugs- und Entscheidungspersonen sind. Sie hatten aber auch schnell eine Meinung darüber gefasst, wer welche Information berichten oder bekommen soll.

In der inhaltlichen Auseinandersetzung sammelten wir zunächst die Themen, über die die Kinder selbst auch berichten sollten. 

Gesundheit: Wie geht es mir gerade? Ioana (11 Jahre) berichtete, dass sie schon in der Schule über Gesundheit gesprochen hatten. Im Rahmen dieses Themas wurde auch erfragt, welches Gefühl man gerade hat, z.B. traurig, glücklich …

Freizeit: Was mache ich, wenn ich nicht in der Schule bin? 

Freunde: Mit wem treffe ich mich gern oder möchte mich (öfter) treffen? 

Meine Familie jetzt: Wie sehe ich mein Zuhause jetzt?

Bauchfamilie: Was empfinde ich bezüglich meiner Herkunftsfamilie?

Die letzten beiden Punkte sorgten zunächst für Verständnisschwierigkeiten – wir haben sie nachträglich noch einmal verändert. Einige der Kinder machten deutlich, dass ihr jetziges Zuhause auch ihre eigentliche Familie ist. Da sich mit einer früheren Formulierung aber Loyalitätskonflikte einstellen konnten, haben wir eine offenere Variante gewählt. Die Kinder haben dem anschließend zugestimmt. 

Nach der Themensammlung gab es eine Outdoor-Aktivität. Gegenüber dem Büro liegt ein großzügiger Spielplatz und rundherum verkehrsberuhigte Wege. In der Planung sprachen wir früher davon, dass wir gemeinsam kochen und essen werden, sodass dies nun auch konsequent eingefordert wurde. Die zwei ältesten Kinder, Katy und Celina, setzten Nudelwasser auf und kümmerten sich um die Tomatensoße. Ioana, Janina und Tiffany machten den Salat, und unsere Helferin, Juana, bereitete mit Yasmin, Moritz und Scarlet Joghurt zu. Auch hier haben wir zunächst gemeinsam beraten, wer was gut machen kann und möchte. 

Nach dem Essen, im zweiten Teil der inhaltlichen Arbeit, suchte sich jedes Kind ein Thema aus und malte ein Bild dazu. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt, und so entstand auch das Bild eines zu reitenden Einhorns. Die Bilder wurden den Themen zugeordnet, und anschließend konnte stolz das Gesamtergebnis betrachtet werden. 

Zum Schluss ging es noch einmal nach draußen. Juana hatte einen Parcours für das Kettcar vorbereitet, wo sich alle, die es wünschten, noch einmal ausprobieren konnten. 

Im späteren „Erwachsenenteil“ der Arbeit entstand dann ein zweiseitiges Formular, das die Kinder vor einem Hilfeplangespräch ausfüllen. Zum Teil äußerten die Kinder stolz, dass sie mitgeholfen haben, dieses Formular zu fertigen und benannten auch, wer welche Zeichnung gemacht hat.